Wahlen in Sierra Leone

  06 März 2018    Gelesen: 1283
Wahlen in Sierra Leone

Die Seuche Ebola hat Sierra Leone fast um ein Jahrzehnt zurückgeworfen. Ein neuer Präsident will das Land nun in ein bessere Zukunft führen. Die Herausforderungen sind riesig.

Nur gut ein Jahrzehnt nach dem Ende eines blutigen Bürgerkriegs hat die verheerende Ebola-Epidemie Sierra Leone von 2014 bis 2016 in die Knie gezwungen. Die Wirtschaft des westafrikanischen Landes brach um ein Viertel ein. Der Staat gehört einem UN-Index zufolge inzwischen zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Mit der ersten Wahl nach der Ebola-Epidemie will Sierra Leone nun am Mittwoch ein neues Kapitel aufschlagen: 16 Kandidaten streben das Amt des Präsidenten an und wollen das Land in eine bessere Zukunft führen.

Experten rechnen indes mit einem Kopf-an-Kopf Rennen zwischen zwei Bewerbern: Samura Kamara (67) von der Regierungspartei APC und Julius Maada Bio (53) vom Oppositionsbündnis SLPP. Der bisherige Präsident Ernest Bai Koroma darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Seine Präsidentschaft wurde überschattet von Korruptionsvorwürfen - selbst Millionen Dollar Spendengelder, die für den Kampf gegen Ebola gedacht waren, verschwanden spurlos. Der Seuche fielen in Sierra Leone fast 4000 Menschen zum Opfer.

Koroma hat Kamara, einen früheren Präsidenten der Zentralbank, zu seinem Nachfolger ausgerufen. Kamara verspricht den rund sieben Millionen Menschen im Land Kontinuität und wirtschaftliche Erholung. Die APC ist seit der Unabhängigkeit des Landes 1961 an der Macht - doch damit soll nun Schluss sein, wenn es nach Bio geht. Er verspricht den Wählern einen entschlossenen Kampf gegen Korruption und die Verbesserung des Bildungssystems mit der Einführung gebührenfreier Schulen.

Ein dritter Kandidat, Kandeh Yumkella (58), wird vermutlich genügend Stimmen bekommen, um die beiden Favoriten in eine Stichwahl zu zwingen. Diese soll, wenn nötig, zwei Wochen nach Bekanntgabe der Endergebnisse des ersten Urnengangs stattfinden. Bei der Abstimmung am Mittwoch werden auch die 132 Parlamentsmandate neu vergeben.

Auf die neue Führung wartet viel Arbeit: Die durchschnittliche Lebenserwartung in Sierra Leone liegt auch wegen des desolaten Gesundheitssystems der Weltbank zufolge bei 51 Jahren (Deutschland: 81). Jedes zehnte Kind stirbt noch vor dem fünften Geburtstag. Doch der Gewinner der Wahl wird haushalten müssen: Mit einem jährlichen Budget von rund 700 Millionen Euro ist der Spielraum der Regierung eng begrenzt. Das wichtigste Exportprodukt sind Minerale, allen voran Eisenerz - dessen Preis gleichzeitig mit der Ebola-Krise einbrach.

Ein elf Jahre langer Bürgerkrieg in Sierra Leone, in dem Schätzungen zufolge rund 70 000 Menschen getötet wurden, ging erst 2002 zu Ende. Danach wuchs die Wirtschaft rasant an - bis das hochgefährliche hämorrhagische Fieber Ebola das Land in die Krise stürzte. Die Wirtschaftsleistung der Zeit vor Ebola, ein Bruttoinlandsprodukt von rund fünf Milliarden US-Dollar, wird das Land Prognosen des Internationalen Währungsfonds zufolge erst wieder 2021 erreichen.

trt.net


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